Zähe Verhandlungen führen zum Erfolg.
Seeoner Schützen zum Patenbitten bei den Rabendener Schützen – Der Göd bekommt 210 Liter Bier und 40 Essen.
Wie auch in der großen und kleinen Politik sind derzeit Verhandlungs-Marathons hoch im Kurs: Koalitionsverhandlungen, Hebesätze und allerlei Gesetze brauchen Zeit und Nerven, um zum finalen Erfolg zu führen. Und so war es keine Überraschung, dass auch beim Patenbitten der Schützengesellschaft (SG) Seeon bei der benachbarten SG St. Wolfgang im vollen Saal des Gasthofs „Zur Post“ in Altenmarkt ein zähes Ringen um Festbier und Essen angesagt war.
Eine Menge Hürden mussten genommen und lange drei Stunden auf dem Holzscheit gekniet werden, bis alles unter Dach und Fach war. Insgesamt 210 Liter Bier und 50 Essen handelten die St. Wolfganger Schützen bei ihren Seeoner Kollegen heraus.
Die SG Seeon feiert vom 18. bis 21. September ihr 150. Vereinsjubiläum. Und so ein Jubiläum kann bereits im Vorfeld ganz schön strapaziös werden. Das mussten die Vertreter der SG Seeon am Samstag „leidvoll“ erfahren. Gemeinsam mit der Seeoner Musikkapelle, die den Abend musikalisch gestaltete, waren sie nach Altenmarkt gekommen, um feierlich empfangen zu werden. Doch so feierlich wie es begann, so unangenehm sollte es für die Seeoner Vertreter im Laufe des Abends werden.
Schließlich kamen sie ja als Bittsteller und warben um die Gunst bei den St. Wolfganger Schützen. Und das ließen sie Schützenmeister Bernhard „Blubba“ Hausperger und seinen Stellvertreter Johannes Müller spüren. „Ihr fahrt ja gern durch Rabenden, um mal einen geraden Maibaum zu sehen, so was habt’s in Seeon mit eurem schiafen Stangerl ned“, bemerkten die beiden Schützenmeister. Auch die 30er-Zone in Altenmarkt schien den Seeonern zu gefallen, da sie nun auch eine haben – aber im Gegensatz zu Altenmarkt bringe die in Seeon nichts, da der Ort nicht so schön sei, um ihn beim langsamen Durchfahren zu bewundern. Dann war erst mal Schluss mit lustig. Die St. Wolfganger Moderatoren holten sich einen ersten Schwung Seeoner Vertreter auf die Bühne: Schützenmeister Rudi Kaltner, der mit Korken im Mund gleich mal den Bierzelt-Hit „Wackelkontakt“ singen durfte. Leider konnte er keine der an ihn gestellten Spezial-Fragen richtig beantworten – auch nicht mit Publikums-Jokern: etwa nach der Adresse des Schützenheims, der Anzahl der Schützentafeln im Vereinsheim oder der Anzahl der Junggesellen im Verein.
Fürs erste Scheitlknien sollten Kassier Markus Meier, Jugendleiter Robert Spring, Sportwart Patrick Mayer, Besitzerin Sabrina Wolfertstetter und Zweiter Fähnrich Peter Kühler (eigentlich ein Rabendener) „herhalten“. Zum Marsch der Seeoner Musikkapelle schleppten die Jugendleiter Dominik Schreier und Michael Müller den ersten Scheit rein: die scharfe „finale Verhandlungsvariante“ mit dem integrierten Mähbalken (Zacken nach oben).
Nach dem ersten Schock bei den Seeonern wurde diese Variante wieder rausgetragen und durch die „sanfte Version“ ersetzt, einen von Markus Fischer gebauten, schön kantigen Scheit. Bevor’s ans Knien ging, mussten die Herren und Damen der Schützen sich der obligatorischen Untersuchung auf unerlaubte Hilfsmittel unterziehen. Um sich nochmals für die bevorstehenden Verhandlungsrunden zu stärken, wurden zunächst grüne Weißwürste mit Zuckerbrot als Hauptspeise kredenzt. Dazu wurden Goaß’nmaßen gereicht. Um sich nicht anzusabbern, wurden noch Latzerl umgebunden. Mit so einem bunten Mix im Magen mussten die Seeoner Vertreter sich in den Spielrunden behaupten. Gleich die erste Runde ging gehörig in die Hose. Um fürs Böllerschießen gewappnet zu sein, mussten die fünf Seeoner Luftballons synchron aufblasen und gemeinsam zum Platzen bringen. Platzen ging aber leider nicht gemeinsam.
Nach dieser ersten Runde stand das Angebot der Seeoner noch bei mageren 50 Litern Bier, was die Rabendener zu einem lautstarken, gemeinsam angestimmten „Mia brauch’n a Bier!“ auf den Takt von „Cordula Grün“ bewog. Als Antwort rückten die Seeoner mit einem 30-Liter-Fass an, das Seeons Bürgermeister Martin Bartlweber gekonnt anzapfte und unter die Anwesenden maßweise verteilte.
Es folgte die zweite Runde, und die ersten Scheitlknier wurden erlöst. Als zweite Garde durften Schützenmeister Rudi Kaltner, sein Vertreter Fabi Wolfertstetter, Patenbraut Julia Wolfertstetter, Dritter Kassier Andreas Manzinger und Bürgermeister Martin Bartlweber auf die Bühne.
Diesmal sorgte der Sternekoch der St. Wolfganger Schützen – Moritz Wimmer – für das Menü. Kredenzt wurden diesmal Stinke-Fisch aus dem hohen Norden, konkret Surströmming, dazu gab’s Insektenkost und Schokoladenspießchen – kein leichtes Unterfangen für die schmerzerprobten Seeoner. Und dazu nochmals jede Gattung Schnaps aus der Region.
Die Seeoner bewegten sich dennoch nur knapp auf die St. Wolfganger zu und boten lediglich 50 Liter Bier und 15 Essen. Ein Anruf von „Blubba“ Hausperger bei Alfred Wimmer von der Baumburger Klosterbrauerei brachte dann etwas Bewegung ins Spiel: Immerhin 60 Liter Bier sprangen dabei raus, die der anwesende Geschäftsführer der Klosterbrauerei, Dominik Tapper, auch so bestätigen konnte.
Und dann ließ sich auch Seeon-Seebrucks Bürgermeister nicht lumpen und setzte weitere 50 Liter drauf. Mit einem letzten Spielchen holten die St. Wolfganger doch noch was raus. Beim Tischtennisball-Weitspucken konnten die Seeoner ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen, was unter den erschwerten Bedingungen nicht leicht war und ebenso wenig von Erfolg gekrönt war. Schützenmeister Kaltner und sein Stellvertreter Wolfertstetter hatten ein Einsehen und machten nochmal 100 Liter Bier und 50 Essen „locker“. Letztlich sprangen 210 Liter Bier und 50 Essen für die SG St. Wolfgang raus, die damit auch den Göd für SG Seeon machen wird.